Gewalt unter der Geburt

Wenn Geburtserfahrungen verletzen

Die Geburt eines Kindes ist ein existenzieller Moment – kraftvoll, intensiv, tief berührend. Doch nicht jede Frau erinnert sich später mit Dankbarkeit oder Freude an ihre Geburt. Für manche bleibt sie als traumatische Erfahrung im Herzen zurück – geprägt von Ohnmacht, Übergriffigkeit, oder einem Gefühl, nicht gehört und nicht respektiert worden zu sein.
 

Wenn medizinisches Handeln nicht einfühlsam kommuniziert, wenn Grenzen überschritten oder Entscheidungen über den Kopf hinweg getroffen werden, kann das als Gewalt unter der Geburt empfunden werden – körperlich oder emotional.

 

Wichtig ist: Gewalt unter der Geburt ist meist ein strukturelles Problem! Nicht jede Hebamme oder Ärztin handelt bewusst übergriffig. Oft sind es strukturelle Probleme, wie Personalmangel, veraltete Leitlinien oder mangelnde Sensibilisierung. Dennoch liegt es an uns, als Gesellschaft und Geburtssystem, achtsame Geburtshilfe in den Fokus zu rücken.

Was ist Gewalt unter der Geburt?

Gewalt unter der Geburt bezeichnet Situationen, in denen sich Frauen psychisch oder physisch missachtet, übergangen oder verletzt fühlen. Sie kann sowohl offen als auch subtil stattfinden – durch Worte, Handlungen oder das bewusste Weglassen von Informationen. Dein Gefühl ist berechtigt, es zählt. 

 

Typische Beispiele:

  • Eingriffe ohne Zustimmung oder ausreichende Aufklärung (z. B. Dammschnitt, Kristeller-Handgriff, Kaiserschnitt)
  • Entwürdigende Sprache oder Abwertung
  • Ignorieren von Schmerzen, Ängsten oder Bitten
  • Beschämung (z. B. „Jetzt stellen Sie sich nicht so an“)
  • Emotionaler Druck (z. B. „Wenn Sie das jetzt nicht tun, ist Ihr Baby in Gefahr“)
  • Isolation – z. B. Alleingelassenwerden in einer Ausnahmesituation

 

Solche Erfahrungen können langfristige seelische Spuren hinterlassen. Doch nicht immer ist bereits während der Geburt direkt klar, ob eine Grenze überschritten wurde. Viele Frauen merken erst im Rückblick, dass ihre Erfahrung nicht in Ordnung war. 

 

Hinweise können sein:

  • Du fühlst dich emotional leer oder verletzt, wenn du an die Geburt denkst.
  • Du vermeidest Gespräche über dein Geburtserlebnis.
  • Du kannst keine Verbindung zum Geburtserlebnis oder deinem Baby aufbauen.
  • Du empfindest Scham, Wut oder Hilflosigkeit – auch Wochen oder Monate danach.

Was du tun kannst, wenn du Gewalt erlebt hast

Viele betroffene Frauen empfinden nach der Geburt Scham, Schuld oder Unsicherheit. War das normal? „War ich einfach zu empfindlich?“ Doch emotionale oder körperliche Gewalt darf nicht bagatellisiert werden. Sie ist real – und sie darf benannt werden. Denn nur wenn wir hinschauen, können wir:

  • über veraltete Routinen im Klinikalltag sprechen
  • für respektvolle Geburtshilfe sensibilisieren
  • betroffene Frauen stärken
  • langfristige Folgen wie postpartale Depression oder Geburtstrauma vermeiden

Wenn du dich also verletzt, ohnmächtig oder übergangen fühlst, dann ist dein Gefühl richtig. Du hast das Recht auf eine selbstbestimmte Geburt. Es ist mutig, darüber zu sprechen – und stark, dir Hilfe zu holen. Du bist nicht empfindlich. Du bist wertvoll.

 

Daher sprich offen darüber, denn Austausch kann entlasten und heilen. Eine Idee wäre in einem geschützten Kreis mit anderen Müttern, die ähnliche Erfahrungen erlebt haben. Weitere wunderbare Fachkräfte, die dich begleiten können sind außerdem Traumatherapeut:innen, Psycholog:innen oder psychologische Berater:innen mit Schwerpunkt Geburt, Doula-Nachsorge oder Hebammen mit Fokus auf Trauma-Begleitung. Falls du die Dinge lieber (erst einmal) mit dir selbst ausmachen möchtest, können alternativ auch Schreiben, Malen, Körperorientierte Übungen oder verschiedene Rituale helfen, die Erlebnisse aus dem Körper zu lösen.

 

Übrigens: Manchmal hilft es auch, die Ereignisse schriftlich nachvollziehen zu können. Dafür kannst du deine Geburtsakte anfordern, um eine vollständige Einsicht zu bekommen. 

Wenn du das Bedürfnis nach Aufarbeitung hast 

Es ist niemals zu spät, dir Unterstützung zu holen. Auch Jahre nach der Geburt kann eine Aufarbeitung entlastend und klärend sein – und dir helfen, mit Kraft und Vertrauen weiterzugehen.
 

Wichtige Anlaufstellen:

  • Mother Hood e. V. (www.mother-hood.de)
  • Schatten & Licht (Beratung bei postpartaler Depression und Trauma)
  • Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (für Beschwerden)
  • Traumatherapeut:innen in deiner Region (z. B. über die DeGPT)
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