Mamasein mit psychischer Erkrankung
Wenn das Herz für dein Kind schlägt, aber die Seele schwer ist: Einfühlsame Perspektiven für betroffene Mütter
Mutter zu sein ist nie leicht. Mit einer psychischen Erkrankung kann es sich aber manchmal anfühlen wie ein täglicher Marathon mit Bleigewichten: Ängste, Depressionen, Zwänge, Traumafolgen oder emotionale Erschöpfung – all das beeinflusst nicht nur dich, sondern auch deine Elternschaft.
Obwohl rund jede fünfte Mutter im Laufe ihres Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung leidet, wird darüber kaum gesprochen. Der gesellschaftliche Druck, als Mutter immer „funktionieren“ zu müssen, ist hoch. Dabei sind psychische Krisen nichts, wofür man sich schämen müsste – sie sind Teil des Menschseins. Heilung beginnt oft mit dem Erkennen, dass du Hilfe brauchst – und darfst. Denn all dies macht dich nicht zu einer schlechten Mutter. Du bist eine Mutter, die kämpft und die das Beste für ihre Kinder im Sinn hat – und allein das zählt.
Wie psychische Belastungen den Familienalltag beeinflussen
Psychische Erkrankungen können vielfältige Auswirkungen auf den Alltag haben:
- Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Rückzug
- Schwierigkeiten, emotionale Verbindung zum Kind herzustellen
- Überforderung durch Lärm, Strukturverlust oder Alltagschaos
- Schuldgefühle und das Gefühl, zu versagen
- Angst, dem Kind zu „schaden“ oder „nicht zu reichen“
Doch: Kinder brauchen keine perfekte, sondern präsente Mütter. Auch kleine Gesten von Nähe, Verständnis und Zuwendung zählen.
Offenheit und Transparenz gegenüber dem Kind sind ebenso wichtig - natürlich je nach Alter und Situation. Doch Kinder spüren natürlich auch, wenn es der Mama nicht gut geht. Hier schaffen Worte Sicherheit, selbst in unsicheren Zeiten. Je nach Alter kann eine altersgerechte, ehrliche Kommunikation helfen:
- „Ich bin traurig heute – aber ich arbeite daran, dass es mir besser geht.“
- „Das hat nichts mit dir zu tun – du darfst trotzdem fröhlich sein.“
- „Ich hab dich lieb, auch wenn ich leiser bin als sonst.“
(Mikro-) Selbstfürsorge trotz Erschöpfung
Selbstfürsorge darf und muss angepasst werden, wenn du psychisch belastet bist. Es geht nicht um Yogakurse oder To-do-Listen, sondern um stabilisierende Mikro-Momente. Auch kleine Schritte können eine große Wirkung entfalten, denn Stabilität beginnt im Kleinen Und darf daher gerne ganz unspektakulär sein.
Was helfen kann:
- Struktur (feste Aufstehzeiten, kleine Rituale)
- Bewegung – auch 10 Minuten Spaziergang zählen
- regelmäßige Mahlzeiten
- ruhiger Atem, Berührung, bewusstes Trinken
- Kontakt mit einer Person, der du vertraust
Netzwerke & Unterstützung aufbauen
Du musst das nicht alles allein schaffen, sondern du darfst Hilfe annehmen. Und du darfst dich selbst heilen - dein Kind wird davon profitieren. Oft braucht es dafür einen Kreis aus Helfenden – professionell oder privat. Das kann z.B. beinhalten:
- eine Familienhebamme, Therapeut:in oder Berater:in
- eine Tagesmutter, Leihoma oder Kinderbetreuung
- einen Elternteil, der dich entlastet
- Freund:innen, mit denen du ehrlich sein darfst
Vor allem Therapie, Beratung oder psychiatrische Begleitung sind keine Niederlage – sondern eine mutige Entscheidung für dich und dein Kind.
Es gibt hierbei viele spezialisierte Angebote für Mütter:
- Postpartale Depression / Angststörungen
- Traumafolgestörungen nach schwierigen Geburten
- Elterncoaching & Familienberatung
- Mutter-Kind-Tageskliniken
Du bist Mutter. Punkt.
Mit all deiner Verletzlichkeit. Mit deinen Schatten. Mit deiner Stärke, dich immer wieder aufzurichten.
Dein Kind braucht dich nicht als Superheldin – sondern als dich selbst. Und du darfst dir die Unterstützung holen, die du brauchst, um diese Mutter zu sein.
Lasse Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug.“ bestmöglich los und versuche dich immer wieder an Folgendes bewusst zu erinnern:
- Liebe zeigt sich nicht nur in Energie – sondern auch im Dranbleiben.
- Mein Bemühen zählt.
- Ich darfst Pausen brauchen.
- Perfektion ist eine Illusion – Bindung entsteht durch Echtheit.
Du machst das alles ganz, ganz toll!